Tanz ist eine Art Ritual, schon seit der Antike und in der Zeit davor bis heute.
Woraus entsteht Tanz? Was fließt in dieses Entstehen ein?
In diesem Projekt hinterfrage ich diese kulturelle Entwicklung und Verwandlung in Bezug auf den Tanz. Ich untersuche hierzu das historische Tanzerbe, volkstümliche Tänze und Tanzrituale vergangener Epochen.
Ich betrachte und erforsche dabei die Geschichte der ostasiatischen Tanzkultur. Lässt sich diese Tanzsprache in zeitgenössische Kunstformen transformieren?
Für die choreografische Umsetzung untersuche ich mit Tänzerinnen die Grundlagen von Tanzritualen/Volkstänzen der asiatischen Kultur. Welche Körpersprachen werden dabei benutzt, was erzählen diese und wie kann man dieses kulturelle Erbe in eine zeitgenössische Tanzsprache übersetzen?
Der Einstieg beginnt über eine Auswahl von Tanzmotiven japanischer Tanzfolklore aus Videoarchiven. Mich interessiert die Grundlage von Tanzritualen und die Volkstänze der asiatischen Kultur. Es ist eine Suche nach dem historischen Hintergrund des Tanzes.
Ausgewählte Tanzmotive teste ich aus. Wichtig ist die Wahrnehmung zu diesen nachgestellten Bewegungsmustern. Unterschiede, Empfindungen, auch Unannehmlichkeiten gilt es zu beachten. Entgegen dem sonstigen Vorgehen bei der Ausführung von Tanz, gehe ich der Aussage der Bewegung auf den Grund, ohne diese alte Tanzsprache im Detail zu kennen.
Danach werde ich eine Auswahl der erlernten, angeeigneten Motive in meinen Körper transformieren. Diese De- und Rekonstruktion der traditionellen Tanzsprache soll auch der identitären Vereinnahmung eine interkulturelle Lesart von Tradition und Identität entgegensetzen.
Mit dem Projekt „I AM“ werden die von unseren Vorfahren hinterlassenen Spuren überdacht, übersetzt und neu formatiert. Möglichweise finden wir einen neuen Anfang analog zur buddhistischen Philosophie, dass alles unbeständig ist und sich ständig verändert, paradoxerweise aber sich auch alles wiederholt. Leben und Tod, Freude und Leid, Anfang und Ende, Wachstum und Niedergang, Krieg und Frieden.
Alles kommt und geht, kommt und geht, wie Ebbe und Flut, was bleibt ist wie eine Art Hologramm der Geschichte des Lebens.
Ich glaube, wir brauchen solche Experimente in dieser Zeit, wo sich die Sprache einer traditionellen Kultur in eine neue und moderne Sprache verwandelt. Ebenso wie das Fremde einer gänzlich anderen Kultur seinen Widerhall in der eigenen Identität des Zuschauers finden soll. Das Verbindende und Bereichernde des Gestern im Heute, die Bewegung zwischen dem Fremdem und dem Gewohnten, dadurch entstehen Eindrücke, durch die ein Raum für Verständigung geöffnet wird.
Für den Verlauf der Produktion stelle ich mir jetzt schon die Frage: Werde ich Ich sein, wie ich bin?
Das Projekt wurde gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien als Recherche Förderung 2023.